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Finnische Tangos

von Marjaleena Lembke
Bearbeitung und Regie:
Rosemarie Fendel
Produktion: WDR 2000/ca. 75' '


Vor dem Hintergrund der finnischen Landschaft, "dem Land der zweitausend Seen mit ihren zweitausend Mücken", und den hellen Nächten im Sommer, "die kein Ende haben", präsentiert die Erzählerin Marja in schonungslos offener Weise das trostlose Bild einer vergangenen Kindheit in einer kleinen finnischen Stadt, die sie und ihre Freundin Selja erwachsen werden ließ. Beide verließen sie das Elend, in das sie hineingeboren wurden: Marja, deren Mutter sich das Leben nahm und die nach einem Streit mit der Stiefmutter vergeblich darauf wartete, dass der Vater sie wieder nach Hause holte, und Selja, die - angefangen beim Vater - Männer kaum je anders als trinkend, gewalttätig und roh erlebt hatte, und die sich andere und schönere Vorstellungen konsequent verbot. Doch während es Marja gelingt, ihrer Herkunft zu entrinnen, kehrt Selja wieder dorthin zurück und taucht nun vollends in den Sumpf ihres Milieus, der von Alkohol durchtränkt ist. Ihm, dem täglichen Rausch und dem trunkenen Blick, der häufig das Elend bedingt, gegen das angetrunken wird, scheint die Autorin mit unerbittlichem Blick auf soziale Verhältnisse und menschliche Verfasstheiten zu trotzen. Während sie darin an die skandinavische Literatur Strindbergs oder Ibsens erinnert, wirkt manch tragikomische Zusammensetzung des Unheils, manche absurde Begegnung in ähnlicher Weise verstörend, wie die alpenländischen Protagonisten in Thomas Bernhards Werken es tun.

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